SEBASTIAN ACKER –
PLEASE KEEP THE DOOR CLOSED
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09.12. – 31.01.2023
Eröffnung: 08.12.2022
Schaufensterausstellung
Sebastian Acker beleuchtet in seinen Videos und Installationen die Beziehung des Menschen zur Natur und untersucht dafür die weltweite Extraktion von Rohstoffen, globale Lieferketten, Mythen unberührter Natur, des Anthropozäns und der Romantik. Dabei bewegt sich seine Arbeitsweise im Spannungsfeld zwischen Sichtbarmachung - zum Beispiel von Lithium in einer Wüstenlandschaft - und Inszenierung oder Verfälschung, womit er die mannigfaltigen kulturellen Bedeutungsebenen von Materialien und Objekten hinterfragt.
Im Zentrum der ortsspezifischen Installation im Kunstverein Dresden steht ein Video, das der Künstler mit seiner Smartphone-Kamera aus dem Fenster der Transsibirischen Eisenbahn aufnahm, als er vor drei Jahren zu einer Künstlerresidenz nach Sibirien fuhr. Auf der viertägigen Reise wurde sein Blick auf die monotone Weite der Russischen Taiga immer wieder von entgegenkommenden Güterzügen unterbrochen, die Rohstoffe und Waren zwischen Europa und Asien transportieren. In den Aufnahmen verschmelzen die Frachtcontainer mit ihren Logos zu einer nahezu abstrakten Ebene, die nur bruchstückhafte Blicke auf die dahinterliegende Natur erlaubt.
Das minimale Videomaterial, welches zuvor schon auf den Bildschirmen der Österreichischen Busse und Bahnen sowie der Wiener U-Bahnhöfe gezeigt und mit dem 20 Seconds for Art Award von KÖR ausgezeichnet wurde, trifft auch in Dresden auf einen urbanen Kontext. Im Kunstverein Dresden ist es nahezu ohne Materialverbrauch inszeniert: das Video ist auf mittig im Raum gehängte Deckenplatten projiziert, die der Künstler zuvor der Rasterdecke des Ausstellungsraumes entnommen hat. Das so entstandene Loch gibt dabei den Blick auf die verborgene Infrastruktur des Raumes frei.
Somit nutzt die Installation den leeren Ausstellungsraum selbst, um multiple Ebenen, Einblicke und Verbindungen zu schaffen. Das Video, welches durch ein Fenster aufgenommen wurde und eine Trennung von Vordergrund und Hintergrund aufweist, ist wiederum nur von außen durch ein Schaufenster zu sehen. Die unsichtbaren Waren und Rohstoffe in den Schiffscontainern, welche in den prekären Lieferketten des globalen Güterverkehrs um die Welt transportiert werden, treffen auf die Materialien des leeren Raums, die ihre eigene, unbekannte Herkunft haben. Und ganz im Hintergrund blitzt der Wald kaum greifbar zwischen den Containern auf, entzieht sich zeitweise fast dem Betrachter, wahlweise als Rohstoff oder Sehnsuchtsort Natur.
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Sebastian Acker (*1981 in Lichtenstein, Sachsen) lebt und arbeitet seit seinem Studium an der Londoner Slade School of Fine Art in Berlin. Er veröffentlichte kürzlich sein erstes Künstlerbuch, Traces of Other Places, für das er die Katalogförderung der Stiftung Kunstfonds erhielt (Kerber Berlin, 2021). Er erhielt außerdem den AHRC Scholarship, den Arts Council England Grant und wurde auf der Viennale in Wien mit dem 20 Seconds for Art Award von KÖR ausgezeichnet. Acker hatte Einzelausstellungen bei Black Flamingo/Haubrok Foundation in Berlin (2018) und im Neuen Ravensburger Kunstverein mit Phil Thompson (2017). Er zeigte seine Arbeiten unter anderem bei Manifesta 12 in Palermo (‘May The Bridges I Burn Light The Way’, 2018), dem Institute of Contemporary Arts in London (‘Diving into a Teacup’, 2018) und dem Haus der Statistik in Berlin (‘Residenzpflicht’, 2020). Er besuchte zahlreiche internationale Künstlerresidenzen und hielt Vorträge am Strelka Institute in Moskau, dem Chelsea College of the Arts und der Slade School of Fine Art in London.